Am Montagmorgen (4.2.19) wurde es eng in der Aula der EFS, denn die Schulgemeinschaft war mit allen Klassen des Tagesbetriebs vollzählig versammelt, um zur Einführung in die Projektwoche einen wissenschaftlichen Vortrag von Prof. Dr. Wilfried Hellmann (Hochschule Osnabrück) zu hören.
Passend zum 90. Geburtstag der Schule ging es thematisch zunächst um einen historischen Überblick zur Geschichte der Sozialen Arbeit, und damit auch zur Geschichte von „Armut und Elend“, wie Hellmann sich ausdrückte. Und so spannte er den weiten Bogen vom 12. Jahrhundert über Luther und die Reformation zur Epoche der Industrialisierung, als mit Karl Marx und der beginnenden Arbeiterbewegung auch eine politische Veränderung im Umgang mit Benachteiligten einsetzte. Spannend war die Darstellung der unterschiedlichen Ansichten von Materialisten und Idealisten in Bezug auf das menschliche Dasein und das menschliche Bewusstsein – mit dem Heben des Armes sollten die Zuhörenden kundtun, welcher Ansicht sie eher zustimmen.
Das Rauhe Haus Wicherns in Hamburg, die Sozialgesetze Bismarcks, die Gründung der ersten sozialen Frauenschule in Berlin durch Alice Salomon, die sozialpolitischen Erneuerungen der Weimarer Republik (1924 entstand z.B. das erste Reichsjugendwohlfahrtsgesetz), das ab 1933 existierende menschenverachtende System der Nationalsozialisten und die nach Kriegsende entstehenden Neuerungen wie die UN Menschenrechtskonvention (1948) waren nur einige der Meilensteine, die auf dem Weg in das heutige sozialpolitische und sozialpädagogische System zu nennen sind.
Nach einer kurzen Pause ging es dann mit den aktuellen Anforderungen an die Akteure professioneller Sozialarbeit weiter, denn die EFS hat sich zum Ziel gesetzt, zum Geburtstagsjubiläum sowohl den Blick zurück in die geschichtlichen Zusammenhänge als auch nach vorn in die Zukunft zu werfen.
So stellte Prof. Dr. Hellmann die Indikatoren einer Profession im allgemeinen vor, um sich dann im speziellen den Aufgaben von Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen zu widmen. Interessante Beispiele zu berufsethischen Prinzipien, zu fachlichen Standards und zur sozialen Gerechtigkeit boten auch nach dem Vortrag noch Impulse zur weiteren Vertiefung. Der Vortrag endete mit dem Appell, für die eigenen beruflichen Interessen zu streiten und „Billigversionen“ von Ausbildung und Studium in sozialpädagogischen Berufen mit großer Skepsis gegenüber zu stehen.
Nach dem abschließenden Applaus und dem Dank an Prof. Dr. Hellmann für seinen interessanten Vortrag starteten dann die 16 Projektgruppen motiviert in die Arbeit – die vielseitigen Ergebnisse werden am Tag der offen Tür am 9. Februar von 11 – 15 Uhr präsentiert.
Herzliche Einladung!