Beeindruckend, bewegend, aufrüttelnd: So lautete der einhellige Tenor der Zuschauerinnen und Zuschauer, die die Gedenkveranstaltung zur mahnenden Erinnerung an die Pogromnacht 9. / 10.11.1938 im Osnabrücker Schloss besucht haben.
Unser Dank geht an den Oberstufen-Kurs „Erinnerungskultur“ der EFS, die Pädagoginnen Andrea Manteuffel und Verena Jannaber, Jörg Spaude für die musikalische Begleitung sowie den Theaterpädagogen Simon Niemann. Danke, dass die EFS die Gedenkveranstaltung in diesem Jahr gestalten durften. Danke aber insbesondere den SchülerInnen für ihr Engagement und ihre vielfältigen Ideen, das wichtige Thema „Zivilcourage“ fürs Jahr 2024 und darüber hinaus greifbar zu machen!
Nach der Gedenkfeier im Schloss machten sich die EFS-SchülerInnen gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Katharina Pötter auf den Weg zum Mahnmal „Alte Synagoge“, die in der Nacht zum 10.11.1938 von den Nationalsozialisten niedergebrannt worden war.
In beeindruckenden Rap-Songs und emotionalen Szenen erinnerten die SchülerInnen an Simon Siegbert Schoeps, einen jungen Osnabrücker Juden, der 14jährig zunächst aus seiner Heimatstadt verschleppt und mit 19 dann im Konzentrationslager ermordet worden war. Die Begrüßung der zahlreichen Gäste in der Aula des Schlosses übernahm Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. Sie stellte bereits Bezüge zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft her, die von den SchülerInnen in ihrer Darbietung später aufgegriffen wurden.
Pötter forderte zum einen, niemals zu vergessen. Zugleich erklärte sie aber auch, dass aufgrund des zunehmenden Antisemitismus und Rassismus jeder von uns die immer wichtigere Aufgabe und Verantwortung habe, gegen pauschalisierte Verurteilungen und Diskriminierung die Stimme zu erheben, Zivilcourage zu zeigen und für die Demokratie in unserem Land einzutreten: „Seit dem 7.10.2023 ist es zu einer Verdopplung antisemitischer Straftaten hierzulande gekommen. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Wir müssen aufstehen! Dieses Versprechen ist jeder und jede Deutsche den Jüdinnen und Juden schuldig!“
Pötters Appell griffen die angehenden ErzieherInnen auf. Sie zeigten szenische Impressionen der letzten Monate im Leben des jungen Simon Siegbert Schoeps. Die EFS haben bereits vor einigen Jahren die Patenschaft für seinen Stolperstein übernommen. Drei Rap-Songs, geschrieben, intoniert und aufgenommen von Finn Meyer, griffen Gedanken, Ängste, Sorgen, aber auch Hoffnungen auf, die Schoeps in seinem viel zu kurzen Leben gehabt haben könnte und die ihn angesichts aktueller Entwicklungen beschäftigen könnten. Es waren vor allem diese sprechgewaltigen, aufrüttelnden und bemerkenswerten Songs, die der Veranstaltung ihren besonderen Charakter gaben: „Menschen verdienen Respekt! Nie wieder ist Jetzt!“.
Ähnlich eindrücklich war die Auflistung aktueller Situationen wie Anschläge auf jüdische Einrichtungen und antisemitische sowie rassistische Anschläge: „Haben wir denn nichts gelernt?“ Zugleich trugen die SchülerInnen aber auch ihre Wünsche und Gedanken für eine tolerante, friedliche und angstfreie Welt vor: „Du und ich, egal ob Dir’s gefällt: Wir sind Menschen einer Welt. Lasst uns gemeinsam für Freiheit, Gleichbehandlung, Wertschätzung, Würde und Liebe auf- und einstehen!“
Jörg Spaude sorgte am Flügel für den passenden musikalischen Rahmen dieser besonderen Gedenkveranstaltung. Abschließend gingen die SchülerInnen gemeinsam mit den Gästen, Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Osnabrück sowie Oberbürgermeisterin Katharina Pötter zum Mahnmal der ehemaligen Synagoge der Stadt, die im Zuge des Novemberpogroms 1938 zerstört worden war. Kantor Baruch Chauskin sang das Gebet für die Seelen der Opfer der Shoah. Zudem wurde das jüdische Totengebet Kaddish gesprochen.
Den Lehrerinnen Andrea Manteuffel und Verena Jannaber gilt Dank für die Organisation und Begleitung dieses besonderen Kurses zum Thema „Erinnerungskultur“ an den EFS. Sie haben den engagierten und kreativen SchülerInnen der Oberstufe eine intensive und eigenständige Bearbeitung dieses wichtigen Themas ermöglicht und in mancher Situation Sicherheit gegeben. Auch künftig werden Themen wie politische Bildung, Erinnerungskultur, Zivilcourage und menschliches Miteinander in unserer pädagogischen Arbeit sowie im schulischen Alltag eine wichtige Rolle einnehmen.
Wer die Gedenkveranstaltung im Schloss verpasst haben sollten: Am Mittwoch, 13.11., habt Ihr Gelegenheit, diese außergewöhnliche Performance in der Schule noch einmal zu erleben. Seid unbedingt dabei!