Atempause zum neuen Jahr
von Diakonin Birgit Jaeger
2021 – ein neues Jahr liegt noch weitgehend vor uns – ein Jahr voller Herausforderungen mit Corona – ein Jahr mit Erwartungen und vielleicht voller guter Vorsätze.
Da geht es darum eine gute Haltung zu finden. Wie will ich diese Zeit gestalten?
Folgende Geschichte macht eine gute Haltung deutlich.
Ein junger Mann kommt zu einem alten weisen Mann: „Herr”, fragt er, „du bist so ausgeglichen und zufrieden – was tust du dafür, um so zu sein? Mir fehlt gerade so vieles, nichts ist planbar und keine Hoffnung in Sicht …” Der Alte antwortet mit mildem Lächeln: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.” Der junge Mann schaut den alten Mann etwas betreten an. Dann platzt er heraus: „Bitte, treib keinen Spott mit mir. Was du sagst, tue ich auch. Ich schlafe, esse und gehe. Aber ich bin nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?” Es kam die gleiche Antwort: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich.” Die Unruhe des jungen Mannes spürend fügt der weise Mann hinzu: „Sicher liegst Du auch und Du gehst auch und Du isst. Aber während Du liegst, denkst Du schon ans Aufstehen. Während Du aufstehst, überlegst Du, wohin Du gehst, während Du gehst, fragst Du Dich, was Du essen wirst. So sind Deine Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Du gerade bist. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasse Dich auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Du hast die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.”
Erkennen wir uns da ein Stück weit wieder?
Verpassen wir mit unserem Umgang mit dem Leben manchmal das Wesentliche?
Denken wir heute schon daran, was nicht alles zu tun ist – checken ständig die Mails und den Terminkalender auf dem Smartphone – Nicht viel anders verhält es sich auch mit unserer Neigung, das Leben auf die Zukunft zu verschieben:
- wenn Corona vorbei ist, dann beginnt das Leben.
- wenn ich die Ausbildung abgeschlossen, dann geht das Leben erst richtig los.
Und wann leben wir im Jetzt?
Da können wir von kleinen Kindern lernen: Wenn sie im Spiel vertieft sind, dann leben sie ganz im Jetzt und vergessen alles um sich herum.
Leben im Jetzt – bei allen Schwierigkeiten, allen Unzulänglichkeiten, allen Bedrohungen, bei allen Tagen, die uns sinnlos erscheinen.
Die Frage ist dabei: in wessen Hand steht dieses Jetzt und meine Zeit?
Meine Zeit steht in Gottes Händen, er begleitet uns durch dieses Jahr.
Alles hat seine Zeit und ich darf genießen – genießen und dankbar aus Gottes Hand nehmen.